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Hundefütterung

Gesunde Fütterung von Hund und Katze

Gesunde Fütterung bei Hund und Katze: Gastbeitrag von Andrea Gengenbach, Tierheilpraktikerin.

Der Hund, oder die Katze, ist auch „nur ein ´Mensch´“. Gesunde Fütterung von Hund und Katze ist kein Hexenwerk.

Unser Leben scheint nur noch zu funktionieren, wenn alles wissenschaftlich perfekt organisiert ist. Die Schulmedizin, die Industrie und die Medien „polen“ uns auf diese Einstellung. So wird auch aus der Ernährung unserer Haustiere heute eine Wissenschaft gemacht…

Barfpläne und Bedarfsrechnungen mit grammgenauer Errechnung der einzelnen Nahrungsmittel um die „perfekte“ Zusammensetzung an Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten, aber auch im Verhältnis aufs Milligramm bzw. Mikrogramm genau die Vitamine und Spurenelemente, zu füttern.

Die meisten Tierärzten, aber auch die meisten Tierheilpraktiker haben Angst, in der Empfehlung irgendetwas „falsch“ zu machen, und außerdem fehlt die Zeit um eine „perfekte“ Ernährung zusammenstellen zu können.

Die Tierhalter sind durch so etwas verunsichert. Jeder von uns übernimmt wie selbstverständlich die Verantwortung für seine eigene Ernährung. Aber die Verantwortung für die Ernährung ihres Tieres trauen sich die meisten Menschen nicht zu: „Wenn schon die Spezialisten das nicht können, wie soll ich mein Tier „perfekt“ ernähren?“

Die, die bereit sind auf natürliche Nahrungsmittel auch in der Tierfütterung zurückzugreifen, wollen deshalb solche grammgenauen Pläne, um nichts falsch zu machen. Andere wiederum schrecken genau solche Pläne ab, weil sie weder Zeit noch Lust haben, täglich solch einen Aufwand zu betreiben.

Also besser und einfacher: industriell hergestelltes Futter, am besten Trockenfutter füttern, da ist alles „perfekt“ von Wissenschaftlern für mein Tier zusammengestellt. Man kann entspannt die Verantwortung abgeben…

Aber ist das so?

Müssen wir wirklich die Ernährung unserer Tiere so perfektionieren? Machen wir denn das mit uns selbst?

Laut WHO sind weltweit 1/5 aller Todesfälle auf ungesunde Ernährung zurückzuführen.

Fertigprodukte sind heutzutage ein fester Bestandteil unserer Ernährung. Diese müssten doch, wenn das oben alles stimmt, viel gesünder sein als die selbst zusammengestellte und zubereitete Nahrung. Zumal wir auch nicht bereit sind jeden Tag auf das Milligramm genau auszurechnen wieviel von welchem Vitamin, in welchem Verhältnis, zu welchem Spurenelement, wir benötigen und danach, auf das Gramm genau, unsere täglichen Mahlzeiten zusammenstellen. Auf so eine Idee würde keiner kommen.

Trotzdem nehmen die sogenannten „Wohlstandserkrankungen“ immer mehr zu und die Empfehlungen und Aufrufe, dass man wieder frische Nahrung zu sich zu nehmen soll, werden immer lauter: jede Mutter denkt heute über einen Thermomix nach, um ihr Baby mit frischen Nahrungsmitteln groß zu ziehen. Die Schulkantinen sollen nur noch frische Nahrungsmittel verarbeiten, wir sollen mehr selbst kochen…

Wieso trauen wir uns zu, so etwas wertvolles wie unsere Babys selbst ernähren zu können, aber einen Hund oder eine Katze nicht?

Und genau diese Entwicklung mit den „Wohlstandserkrankungen“ stellen wir bei unseren Haustieren auch fest. Herzerkrankungen, Diabetes, Krebs etc. nehmen massiv zu.

Trockenfutter ist Fertignahrung: „tote“ Nahrungsmittel, verkocht, gefriergetrocknet, getrocknet, hydrolisiert etc.. Vitamine und auch Spurenelemente haben keine Chance in ihrer natürlichen Form erhalten zu bleiben. Diese müssen in künstlicher Form zugesetzt werden. Da künstliche Vitalstoffe in der Regel aber nicht so gut bioverwertbar sind, wie natürliche, müssen sehr große Mengen zugesetzt werden, die die Leber erst einmal verstoffwechseln muss, um die kleine benötigte Menge überhaupt bekommen. Das belastet die Leber natürlich. Andere künstliche Vitalstoffe wiederrum stehen dem Organismus schnell zur Verfügung und können schnell zu einer Überversorgung, ja bis zu einer Vergiftung führen.

Und stimmt das, dass sie perfekt zusammengesetzt sind? Es werden in diesen Fertigprodukten auch oft Krallen, Zähne, Federn und andere tierische Nebenerzeugnisse mitverarbeitet, die ein Tier natürlicherweise gar nicht aufnehmen würde, da sie von ihm gar nicht verdaut werden können. Diese haben auch keinen besonderen Nährwert für das Tier.

Auch wiegt man sich, was die der Vitalstoffversorgung angeht, in Sicherheit. Ist das denn wirklich so?

Die Zusammensetzung kann nur auf einen Durchschnitthund oder -Katze abgestimmt sein. Aber wann ist denn mein Tier ein Durchschnittstier? Bei welcher Rasse? Mit langem oder kurzen Fell? Ein leichtfuttriges oder schwerfuttriges Tier? Im Sommer? Im Winter? Im Fellwechsel? Jeden Tag bekommt das Tier die gleiche „perfekte“ Zusammensetzung der Nahrung….

Das erklärt auch, warum trotzdem Mängel entstehen können. Die Zusammensetzung der Vitalstoffe ist auf das Durchschnitttier abgestimmt. Aber auch die Vitalstoffe beeinflussen sich im Stoffwechsel gegenseitig. Benötigt ein Tier ein bestimmtes Vitamin oder Spurenelement gerade mal etwas mehr, weil es mal krank war, oder zu Allergien neigt, oder auch nur im Fellwechsel ist, kann das Futter diesen Mangel nicht mehr ausgleichen, obwohl doch so eine große Menge des fehlenden Stoffes gegeben wird. Aber es werden alle anderen Stoffe eben auch mehr gegeben.

Dann kommt noch hinzu, dass auch diese industriell zusammengesetzten Futter sich an Nährstoffempfehlungen von offiziellen Studien und Institutionen orientieren. Allerdings weichen diese, je nach Institution oder Jahr, in dem sie entstanden sind, manchmal massiv von einander ab. Also welches Trockenfutter ist denn nun perfekt zusammengesetzt?

Meine Philosophie in der Praxis ist nicht perfekte Barfpläne zu erstellen und den Bedarf eines jeden Tieres aufs Milligramm zu ermitteln. Ich konzentriere mich mehr auf den praktischen Teil der Ernährung und Fütterung unserer Tiere.

So erkläre ich meinen Kunden die wichtigsten Grundbausteine einer artgerechten Ernährung für ihr Tier. Mit diesem Wissen sind sie selbst in der Lage ihr Tier artgerecht zu ernähren, genau wie ihr Baby oder sich selbst.

Ich gebe Ihnen Tipps für Zusätze, um die Grundversorgung zu gewährleisten. Und wie sie diese ggf. an besondere Situationen oder Bedürfnisse anpassen können. Der große Vorteil: hat das Tier eine Erkrankung, muss man nur kleine Stellschrauben verändern, um die Organe zu entlasten. Mängel kann man durch andere Zusätze ausgleichen.

Ich helfe ihnen, die Einkaufsliste für den Monat zu erstellen, um über einen gewissen Zeitraum, mit möglichst viel Abwechslung alle Vorgaben einer artgerechten Ernährung erfüllen zu können.

Und sie bekommen Tipps, wie sie diese Art der Fütterung mit Kompromissen auch in Stresszeiten oder Urlaub durchführen können. In diesen Zeiten ist es auch durchaus ok, mal auf Fertigprodukte zurückzugreifen. Denn wir nehmen nicht gleich Schaden, wenn wir uns im Urlaub mal einen Hamburger in einem Fast-Food-Restaurant gönnen oder eine Suppe aus der Dose essen. So wird dies auch das Tier ein oder zwei Wochen unbeschadet überstehen. Und wenn es an viel Abwechslung in der Nahrung gewöhnt ist, kann auch der Magen-Darm-Trakt damit gut umgehen.

Wenn wir also anfangen ein bisschen mehr uns daran zu erinnern, was wir eigentlich schon immer wissen, uns nicht mehr so viele Ängste einreden lassen, etwas nicht gut zu können, dann würden wir auch unsere Tiere wieder viel gesünder ernähren. Und damit legen wir den Baustein für einen gesunden Organismus unserer Tiere mit weniger Krankheiten, weniger Medikamenten, weniger Tierarztbesuchen….

Andrea Gengenbach, Tierheilpraktikerin, www.sospitalis.com

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