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Tiger Epilepsie

Tigers Weg aus der Epilepsie

Tiger hat einen Weg aus der Epilepsie finden können. Hier erfährst du seine Geschichte:

Tiger ist ein stattlicher Kater von circa 10 Jahren. Er kommt aus dem Tierheim. Seine Vorgeschichte ist nicht bekannt. Er wurde scheinbar ausgesetzt.

Als er mir in der Praxis vorgestellt wird, leidet er seit ungefähr drei Jahren an Epilepsie.

Unglücklicherweise sind seine Anfälle öfter sogar schwere Grand Mal Anfälle mit tonisch-klonischen Krämpfen. Er verliert Urin und Kot – das verstörende Vollbild dieser schlimmen Erkrankung.

Die Schwere der Anfälle haben sich mit der Zeit gesteigert und die Gabe der Antiepileptika bringen nur wenig Besserung. Sie treten jetzt im Schnitt 2x wöchentlich auf.

Da Tigers Besitzer selbst auch eher alternativmedizinisch eingestellt sind, möchten sie der Homöopathie jetzt erstmal eine Chance geben.

Tiger zeigt sich in der Praxis sehr zutraulich und verschmust. Er tritt direkt mit mir in Kontakt und setzt sich mitten auf meine Unterlagen auf meinen Schreibtisch und schaut mich mit seinen bernsteinfarbenen Augen intensiv an.

Sein rotes Fell glänzt, er ist muskulös und kräftig gebaut. Ein Traum von einem Kater!

Außer den epileptischen Anfällen hat er keinerlei Beschwerden.

Die Besitzer schildern folgende Auffälligkeiten und Symptome:

Tiger lebt zusammen mit der Kätzin Lucy im Haushalt. Die beiden verstehen sich gut. Aber Tiger ist extrem eifersüchtig.

Wenn Lucy zuviel Aufmerksamkeit bekommt, kann er sich so aufregen, dass es in einem epileptischen Anfall endet. Aus diesem Grund wurde schon überlegt, ob er besser Einzelkatze sein sollte…

Überhaupt scheint Aufregung ein möglicher Auslöser zu sein. Schon mehrmals bekam er einen Anfall nachdem er einen Rivalen aus dem Garten vertrieben hatte und es vorher zu einem ordentlichen Gerangel gekommen war. Er ist sehr territorial und versteht mit Nebenbuhlern keinen Spaß. Seine Menschen nennen ihn spaßhaft „King im Ring“, weil er keiner Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen scheint und nur selten verletzt wird. Meist braucht er nur auftauchen und die Eindringlinge flüchten.

Auch Nachbars Pudel wurde eingenordet und ergreift direkt die Flucht wenn Tiger auf den Plan tritt.

Nach der letzten größeren Geburtstagsfeier des 8-jährigen Sohnes der Familie war auch ein Anfall aufgetreten, was einen möglichen Zusammehang mit Aufregung bestätigen könnte.

Wenn der Anfall kommt, beginnt Tiger sich mehrfach im Kreis zu drehen, er zeigt sogenannte Manegebewegungen.

Dann geht es ganz schnell. Er fällt auf die Seite, meist nach links, und zeigt tonisch-klonische Krämpfe. Er überstreckt den Kopf nach hinten. Verliert meist Urin, oft auch Kot. Er zeigt keinerlei Reaktion auf Ansprache oder Berührung.

Nach dem Anfall wirkt er schlapp. Er lässt sich dann säubern, legt sich in seine Schlafhöhle und muss sich erstmal ausruhen. Dabei schläft er aber nicht, sondern wirkt einfach nur sehr abgeschlagen und schwach. Er kommt dann freiwillig nicht aus der Höhle. Auch nicht für Leckerlis, die er sonst über alles liebt. Wenn man sie ihm aus der Hand füttert nimmt er sie gerne.

Mir fallen bei der Anamnese schon ein paar in Frage kommende homöopathische Mittel ein.

Auffallend sind die Manegebewegungen, das Fallen nach links und der Zusammenhang mit seiner Eifersucht. Wobei man auch die damit zusammen hängende Aufregung als Auslöser annehmen könnte.

Viele seiner anderen Symptome sind eher typisch und daher für die Mittelwahl nicht allzu ausschlaggebend.

 

Tiger Repertorisation
Fall Tiger Repertorisation

 

Meine erste Verordnung ist Nux vomica.

Es passt zu den Symptomen der Anfälle und scheint auch Tigers Gemüt gut abzudecken.

Leider ist nach 4 Wochen keine Besserung eingetreten. Die Anfälle gehen unvermindert weiter.

Da lag ich wohl daneben…

Ich schaue mir meine Repertorisation und die Anamnese nochmal an.

Belladonna war mir schon vorher als passend erschienen. Aber die Besitzer hatten ihm Belladonna in C30 schon früher einmal gegeben und es hatte auch keinen Erfolg gebracht.

Ich entschied mich nun für Cuprum metallicum in LM-Potenz. Cuprum deckt die Schwäche nach dem Anfall ab und auch die Verschlimmerung durch Aufregung. Auch einige andere Symptome werden gut abgebildet. Cuprum zeigt bei Epilepsie recht häufig gute Erfolge und sollte daher sowieso immer im Auge behalten werden.

Nach der Cuprumgabe hat Tiger eine halbe Stunde später einen Anfall. Glücklicherweise dieses Mal weniger heftig als sonst. Er scheint auch ansprechbar zu sein.

Ich erfahre das über WhatsApp und rate zum Abwarten. Es kann sich um eine heftige Erstreaktion handeln. Immerhin war der Anfall weniger stark als üblich.

Ich höre dann über zwei Wochen nichts von Tiger…

Keine Nachrichten sind gute Nachrichten – Oder??

Ein bisschen unruhig bin ich schon. Ich möchte wissen, wie es dem Kerlchen geht.

Endlich klingelt mein Telefon. Neue Nachrichten von Tiger!

Tiger hat die letzten beiden Wochen nur 1 weiteren, sehr leichten Anfall gehabt. Das klingt vielversprechend!

Wir machen mit Cuprum weiter. Wir vereinbaren ein Follow up in 4 Wochen.

Als ich wieder von Tiger höre, erfahre ich, dass es wieder nur zu einem Anfall gekommen war. Dieses Mal zwar etwas heftiger als beim letzten Mal, aber er hatte sich auch sehr aufgeregt, weil ein anderer Kater sich auf Lucy gestürzt hatte. Tiger war dann dazwischen gegangen. Das Geschrei war in der ganzen Nachbarschaft zu hören gewesen.

Cuprum scheint gut zu wirken. Bei schweren Epilepsiefällen können heftige Trigger, auch bei passender Verschreibung, noch Anfälle auslösen.

Im Verlauf eines Jahres hat Tiger nur noch vereinzelte, eher schwache Anfälle. Immer ist Aufregung ein Auslöser. Seine Toleranz nimmt allerdings mehr und mehr zu.

Die Besitzer hatten das Antiepileptikum in Eigenregie ausgeschlichen. Mir selbst wäre es etwas voreilig gewesen, aber glücklicherweise ist er weiterhin stabil geblieben.

Tiger ist inzwischen seit 2 Jahren anfallsfrei. Cuprum bekommt er inzwischen in hohen C-Potenzen in seltenen Gaben alle paar Monate. Er zeigt dann verstärkte Aufregungsneigung, welche sich nach der Cuprumgabe wieder legt. Anfälle werden durch sie nicht mehr ausgelöst.

Dieser Fall zeigt sehr schön, wie das passende homöopathische Mittel auch bei schweren Epilepsiefällen helfen kann.

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