Das Sommerekzem und das große Jucken… Horror für alle betroffenen Pferdehalter und noch mehr für die daran erkrankten Pferde.
Es ist unheilbar! Es wird ausgelöst vom Stich der Gnitzen, auch Kriebelmücken genannt und es gibt nie niemals nicht eine andere Lösung als ein Ganzkörperkondom für das arme Tier und massenweise Antimückenspray!
Ist das wirklich so?
Meine Erfahrungen in der Tierheilpraxis sehen anders aus.
Immer wieder stelle ich fest, dass oft ein bisschen mehr dazu gehört, als nur ein paar Insektenstiche um solche Juck- und Kratzdramen auszulösen.
Unbestritten gibt es diese Patienten…
Aber es gibt auch eine große Zahl von „Pseudo-Ekzemern“.
Bei diesen Pferden hat sich die Problematik hauptsächlich aus einer gestörten Stoffwechselsituation entwickelt.
Sie zeigen ein typisches EMS Bild, der Mähnenkamm ist fest, die Haut wellig. Die Fettdepots produzieren ein Cocktail an Hormonen, Entzündungs- und Botenstoffen und tragen somit zu einer noch stärkeren Entgleisung des Stoffwechsels bei.
Durch die zu kohlenhydrathaltige Fütterung.
entgleist das Darmmilieu immer mehr. Es kommt zu Entzündungen der Darmschleimhaut, die im Verlauf undicht wird und ein sogenannter „Leaky gut“ entsteht.
Die durch die Fehlgärung entstandenen Toxine durchdringen die undichte Darmwand und dringen in das gesamte System ein.
Die Leber gerät immer mehr unter Druck, weil die Menge der Endotoxine immer weiter ansteigt, zusätzlich ja auch immer Exotoxine, wie Schimmelpilze im Heu, Herbizide und Pestizide aus der Umwelt verarbeitet werden müssen.
Das so wichtige Vit B, welches von den Darmbakterien gebildet wird, sofern der Darm gesund ist, fehlt.
Du kannst dir vorstellen, welches Chaos im Körper ausbricht.
Diese Stoffwechselentgleisungen sind die Ursache von Hufrehe, Ekzemen, chronischem Kotwasser und vielen anderen Erkrankungen.
Also guck nicht nur auf die Haut, wenn‘s juckt…
Schau dir das ganze Pferd und seine Lebensbedingungen an!
Selbst echte Sommerekzemer können von dieser Herangehensweise profitieren, weil diese Faktoren oft noch als Ad on dazukommen!
Bei der Stute Solina konnte ich das Sommerekzem mit einer klassisch homöopathischen Behandlung incl. Darmaufbau und Futterumstellung in den Griff bekommen…
Solina – Haflingerstute mit Sommerekzem
Solina ist eine 18-jährige Haflingerstute. Sie leidet schon seit mehreren Jahren unter einem schweren Sommerekzem. Ihre Vorgeschichte ist nur bedingt bekannt. Sie hatte mehrere Besitzer und war zuletzt als Schulpferd im Einsatz.
Zuletzt wurde sie für ein junges Mädchen gekauft, das sich hingebungsvoll um sie kümmert.
Solina hat während der gesamten wärmeren Jahreszeit sehr unter dem Sommerekzem zu leiden. Sie trägt ungefähr 9 Monate im Jahr eine Ekzemerdecke und wird mit Mückenspray und Hautpflegeprodukten behandelt. Vieles wurde schon versucht, aber bisher mit kaum oder nur geringem Erfolg.
Ohne Decke kratzt Solina sich blutig.
In der ersten Anamnese, vor 4 Jahren im Mai, wirkt sie auf mich sehr diszipliniert und eher reserviert. Ihre wichtigste Bezugsperson ist ihre junge Besitzerin. Andere Menschen braucht sie nicht und beachtet sie auch wenig.
Sie ist aber auch im Umgang mit Fremden immer korrekt.
Solina ist ein sehr verlässliches Pferd. Sie ist kaum schreckhaft und würde für ihre junge Besitzerin, bei der sie jetzt seit 4 Jahren ist, durchs Feuer gehen.
Sie gibt immer ihr Bestes. Unter dem Sattel wirkt sie eher ein bisschen automatisiert. Sie bietet sich an, macht alles mit, zeigt aber wenig Freude.
In der Herde steht sie lieber allein. Sie braucht die anderen Pferde nicht wirklich.
Sie kann auch gut allein auf der Koppel stehen. Es macht ihr nichts aus.
Körperliche Symptome gibt es, außer dem Sommerekzem, nur wenige.
Ihre Augen tränen bei starkem Wind. Gelegentlich neigt sie zu Kotwasser. Bei sehr warmem Wetter fehlt es ihr an Schwung. Sie steht dann lieber im Schatten.
Ihr Fress- und Saufverhalten sind unauffällig. Der Salzleckstein ist immer schnell aufgebraucht. Das ist ein bisschen auffällig.
Das Sommerekzem ist, trotz Decke, recht schlimm. Die Mähne ist ziemlich weggeschubbert. Der Mähnenkamm krustig und an einigen Stellen blutig.
Auch die Bauchnaht ist offen.
Sie zuckt und schüttelt sich oft, versucht sich zu kratzen…aber selbst mit dem argen Juckreiz ist sie immer diszipliniert und gut händelbar.
Schon bei der Anamnese wird mir schnell klar – Solina ist ein Natrium muriaticum-Fall wie aus dem Bilderbuch.
Ihre Vergangenheit, ihr Wesen, ihr Verlangen nach Salz, die tränenden Augen bei Wind…so viele klassische Natriumsymptome springen den Homöopathen hier geradezu an.
Außerdem ist Nat mur auch ein häufiges Mittel für das Sommerekzem, was meine Mittelidee noch zusätzlich bestätigt.
Solina bekommt Nat mur C200.
Ich erkläre der Besitzerin, dass wir in diesem Sommer noch keine sehr großen Erfolge erwarten können, aber das wir im nächsten Jahr, wenn wir weiter behandeln, optimistisch sein können.
Solina zeigt im weiteren Verlauf des Sommers schon einen etwas besseren Verlauf. Akuten Juckreiz bekommen wir mit Rhus toxicodendron C30, ein gut zu Nat mur passendes Akutmittel und Cardiospermum-Essenz für die äußere Behandlung der juckenden Stellen gut in den Griff. Immerhin kratzt sie sich in diesem Jahr nicht blutig.
Im Sommer darauf kann Solina tatsächlich ohne Decke auf die Koppel.
Sie hat endlich wieder eine normale Mähne! Die Besitzerin ist überglücklich.
Die wenigen juckenden Stellen konnten wir mit Cardiospermum und gelegentlichen Akutgaben Rhus tox gut unter Kontrolle bekommen. Nat mur hatte sie, in aufsteigenden Potenzen in großen Abständen immer mal wieder bekommen.
Über den Winter hatten wir noch das Futter etwas umgestellt und ihren Darm mit Effektiven Mikroorganismen unterstützt.
Ich bin bis heute mit Solinas Besitzerin in Kontakt. Sie bekommt immer noch gelegentlich ein homöopathisches Mittel. Im Verlauf waren dann auch noch mal 1-2 andere Mittel notwendig.
Eine Decke brauchte sie die ganzen letzten Jahre nicht mehr. Auch ihr Gemüt besserte sich. Sie wirkt offener, weniger reserviert und ist auch mit Fremden zugänglicher. Das Augentränen bei Wind hat aufgehört.
Ihre Haut ist top und es geht ihr gut.