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ein altes Pferd

Ein altes Pferd…

…das bist du, mein Freund – ein altes Pferd. Auch wenn ich es nicht glauben will und am liebsten die Augen davor verschließen würde. Seit deinem Sturz ist es mir umso bewusster geworden. Du bist jetzt 27 Jahre alt und schon seit einigen Jahren bezeichnen dich Andere als “altes Pferd”. Ich selbst hab dich nie so gesehen und hab es auch nicht gerne gehört. Für mich warst du bloß “älter”. Deine Leistungsbereitschaft und Motivation ungebrochen, dein Wille mir zu gefallen unverändert stark. Deine Lieblingsgangart ist immer noch der Galopp 🏇 Aber es wird unübersehbar, dass die Jahre ihren Tribut fordern. Nicht nur äußerlich – das Grau in deinem Gesicht, deine abnehmende Muskulatur…dein Gang ist schon lange steifer, du brauchst länger bis du dich warmgelaufen hast, dein Fellwechsel ist auch nicht mehr so super. Aber was soll`s – du bist fit! Aber seit ein paar Monaten merke ich es auch an anderen Dingen, dass sich etwas verändert hat. Das du tatsächlich ein altes Pferd bist.  

Deine Kräfte lassen nach

Im letzten Winter hattest auf einmal keine Energie mehr. Dein Schwung, deine Freude beim Reiten waren dahin. Auch bei der Bodenarbeit, wo du sonst für einen Keks durch brennende Reifen gesprungen wärest, natürlich nur symbolisch gemeint 😉 – warst du unmotiviert und schlapp. Das kannte ich bisher von dir nicht. In den über 10 Jahren wo du bei mir bist, warst du nicht großartig krank. 2-3x Husten, deine Arthrose fordert je nach Tagesform etwas längere Einlaufzeiten bis du richtig auf Touren kommst – aber so etwas gab es bisher nie. Plötzlich benahmst du dich so, wie man es bei einem alten Pferd erwarten würde. Dein Feuer schien erloschen. Ich hab dir dann chinesische Kräuter gefüttert, die tatsächlich deine alte Energie zurückholen konnten. Nach kurzer Zeit warst du wieder der Alte – einfach so wie ich dich kannte: Lieber Galopp als Schritt, lieber schnell als langsam;) Du wirktest nicht länger wie ein altes Pferd. Aber das nächste Problem war schon da. Du konntest nach dem Wälzen schlecht aufstehen. Deine Hinterhand brach weg und du brauchtest mehrere Anläufe, bis du wieder aufstehen konntest. Das hat mich und dich erschreckt. Ich sah es deinen Augen an. Die Hilflosigkeit und das Erstaunen über diese Schwäche. Du wolltest immer ein stolzes Pferd sein. Immer zeigen, was in dir steckt. Und nun das! Deine Kraft schwindet und wir beide erkennen, dass wir uns jetzt auf einem anderen Weg als zuvor befinden. Auch dieses Problem können wir beheben. Nachdem ich mit meiner Osteopathin Vanessa Winter über deine Problematik gesprochen hatte und sie auch mehrere Blockaden lösen konnte, kamen wir trotzdem zu keinem klaren Ergebnis. Wir konnten nicht differenzieren, ob du Schmerzen hast oder eine Hinterhandschwäche. Wir entschlossen uns einen Versuch mit einem Schmerzmittel zu machen, um ein genaueres Bild zu bekommen. Tatsächlich konntest du nach 3-4 Tagen Schmerzmittelgabe aufstehen wie ein Jüngling. Gott sei Dank! Wahrscheinlich hattest du Probleme mit deiner Hüftgelenksarthrose. Daran kann man arbeiten. Eine altersbedingte Hinterhandschwäche wäre kritischer gewesen. Ich war erleichtert und glücklich. Du sicher auch, denn unter der Schmerzmittelgabe war auch dein alter schwungvoller Gang wieder erkennbar. Das Schmerzmittel hab ich nun durch Phytotherapeutika ersetzt und wir beide sind mit der Wirkung zufrieden. Es ist wieder Entspannung angesagt. Doch das Alter ist unerbittlich. Vor ein paar Tagen passierte nun etwas, was deine Zeit als Reitpferd limitieren wird. Du bist mit mir gestürzt. Nicht schwer, uns ist nichts passiert. Aber es war eine Warnung, die ich ernst nehmen muss. Nach dem Durchparieren aus dem Galopp bist du im Schritt auf beiden Vorderbeinen eingeknickt und auf deine Karpalgelenke gefallen. Schon vorher hatte ich häufigeres Stolpern bemerkt – und da hatte es dir die Füße weggezogen. Dein entsetzter Schnaufer ging mir ins Herz und wir beide mussten uns erstmal sammeln. Es war nichts passiert – keiner war verletzt worden – und doch war sehr viel passiert: Die Tage des unbeschwerten Galopp sind vorbei. Ich muss mich zukünftig sehr genau nach deiner Tagesform und der Bodenbeschaffenheit richten. Auch hier wird die Ursache deine Arthrose sein. Natürlich kann man da viel machen. Das tun wir schon die ganze Zeit, mit Aromatherapie, klassischer Homöopathie, Phytotherapie – was sich so bietet und was dir gerade hilft. Und das werden wir natürlich noch optimieren. Das Stolpern wird dann besser werden und die Gefahr, dass du stürzt nimmt wieder ab. Aber es ist so sicher, wie die Sonne jeden Tag aufgeht: Mein lieber Freund – dein Körper ist alt, deine Knochen sind verbraucht und deine Tage als Reitpferd sind gezählt. Hier geht Sicherheit vor Spaß. Du liebst es geritten zu werden. Du kannst deinen Kopf nicht schnell genug in die Trense stecken. Du zeigst gerne wie toll du bist und was du alles drauf hast. Aber wenn dich die Trittsicherheit verlässt, wird es für uns beide gefährlich.  

Zeit für die Rentnerkoppel?

Es wird für uns keine Rentnerkoppel geben. Nicht im herkömmlichen Sinn. Du willst arbeiten. Du willst mir zeigen, was du kannst. Du willst gelobt werden und du willst meine Gesellschaft. Ohne Ansprache, ohne Arbeit, wärst du wahrscheinlich in kurzer Zeit in Depressionen versunken. Du bist oft näher an der Trauer als an der Freude. Diese Bürde stammt aus deiner früheren Zeit. Als du geboren wurdest, wurdest du “Petit Prince” genannt. Für irgendwen warst du der kleine Prinz. Oder klang es nur chic und es war egal, wer du bist? Ich weiß es nicht. Aber du hast in deinem Leben einiges erlebt. Gutes, aber auch Schlechtes. Du hörtest dann auf den Namen Pepe. Du warst ein Durchgänger und Steiger als du zu mir kamst. Dein Schicksal wäre der Metzger gewesen. Komplett überfordert, mit Angst vor der Gerte, mit Angst vor dem Reiter warst du völlig unberechenbar. Die klassische Homöopathie und viel Geduld und Liebe haben dich besänftigen können und dir dein Vertrauen zurückgegeben. Du bist jetzt mein Peppino und irgendwie passt das gut zu dir. Aber Spuren der alten Traurigkeit sind noch immer in dir. Sie werden dich nicht mehr verlassen. Daher brauchst du mich. Du brauchst die Freude, die ich an dir habe. Du blühst auf, wenn du mit mir arbeiten kannst. Du bist dann völlig bei mir und bietest alles an, was du kannst. Einfach weil du dich freust, wenn ich mich freue😍 Daher gibt es keine Renterkoppel für dich. Du wärst nicht glücklich wenn du hauptsächlich unter deinesgleichen lebst und ich nur 1x die Woche vorbeikomme – ein Abstellgleis, so würdest du es empfinden. Daher wirst du bis zu deinem letzten Tag deine Pferdekumpels aber auch meine Gesellschaft haben.  

Mein Weg mit einem alten Pferd

Wie wird es mit uns weitergehen? Mir, nein uns, ist nun klar, die nächste Zeit wird Veränderungen bringen. Deine Tagesform wird veränderlicher sein, als ich es bisher gewohnt war. Die Zeit des schnellen Galopp ist vorbei. Jetzt kommt die Zeit der Ruhe. Wir werden reiten, solange es sicher ist. Wir müssen die Gangart täglich deinem Befinden anpassen. Irgendwann werde ich den Sattel zum letzten Mal auf deinen Rücken gelegt haben…mein Hals wird eng, während ich das schreibe. Nicht weil ich unbedingt reiten will, sondern weil es ein weiteres Zeichen für den Fortschritt deiner Reise zu einem Ort ist, an den ich dir noch nicht folgen kann. Dieser Prozess kann noch Jahre dauern, aber es kann auch ganz schnell gehen. Wir wissen es nicht. Ich glaube uns beiden geht da auch Qualität vor Quantität. Aber es ist egal wie lange es dauert und wie es ablaufen wird. Du sollst wissen, mein Freund, dass ich an deiner Seite bin und wir diesen Weg zusammen gehen. Ich bin dir sehr dankbar für alles was du mich gelehrt hast. Du hast mich oft an meine Grenzen gebracht. Hast meinen Mut und mein Durchhaltevermögen herausgefordert. Wir hatten viele Höhen und Tiefen. Durch deine Vorgeschichte war Vieles nicht einfach. Das ist es bis heute nicht. Aber du hast mir auch einige der größten Highlights meines Lebens geschenkt. Den ersten freien Galopp im Gelände – du fliegst über den Boden und gibst mir ein grenzenloses Gefühl von Stolz und Freiheit. Dein Vertrauen bei der Bodenarbeit, deine Anhänglichkeit. All das erfüllt mich mit großer Freude, wenn ich an unseren gemeinsamen Weg zurück denke. Ich gebe zu, dich alt werden zu sehen, lässt mich leise Trauer fühlen. Doch die Freude die wir beide zusammen hatten und noch haben werden, überwiegt dieses Gefühl bei Weitem. Ich selbst bin ja auch kein junger Hüpfer mehr;) Wahrscheinlich passt das letztlich sogar alles gut zusammen. Ich bleibe an deiner Seite, mein lieber Peppino, wir meistern die schlechten Tage und freuen uns über die Guten. Und ich bin mir sicher: Dank der Naturheilkunde und deiner Motivation werden wir noch sehr, sehr viele gute Tage haben.  
Susanne Deutrich

Autorin: Susanne Deutrich

Susanne Deutrich ist Tierheilpraktikerin und Homöopathin mit langjähriger Praxiserfahrung. Als Gründerin von Sanalia ist sie zudem als Dozentin tätig. Sie verfügt über ein breitgefächertes alternativmedizinisches Wissen welches sie gerne weitergibt.

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